Angesichts nahezu umstürzender Veränderungen im politischen Gefüge westlich – demokratischer Gesellschaften, sind naturgemäß auch wir Theatermenschen aufgefordert, dazu Haltung zu beziehen. (Oder hat sich die deutschsprachige Theaterlandschaft bereits wegbewegt von einem systemrelevanten Instrument derDemokratie hin zu einer Unterhaltungsmaschine?) Wie geht Haltung zeigen heute noch?

„Das Theater macht den Eindruck, als sei es verstört. Warum sollte es ihm anders gehen als seinem Publikum? Die Kunst kann darauf auf viele Arten reagieren. Sie kann die Verstörung über die Polykrisen abbilden. Oder sie kann in diesem Chaos am Horizont versuchen, eine Haltung einzunehmen (die morgen schon wieder komisch wirkt und Gefahr läuft, das Publikum zu belehren). Oder aber sie kann das Verhältnis von Kunst und Publikum grundsätzlich befragen und so versuchen, aus der Verstörung und aus der Starre ins Offene zu finden.“ (Tobi Müller)

Wie kann Widerstand wirksam werden? Was können wir Theaterschaffenden dazu tun? Wie können wir das Theater zur demokratischen Praxis nutzen? Wir können aus unserer eigenen Geschichte dazu lernen- wir stehen auf den Schultern von Riesen ( künstlerischen „Widerstandskämpfern“).

Ausgehend von Schillers Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschengeschlechts (vor 225 Jahren!) über Theater-Dichter wie Büchner, Hauptmann und Brecht bis zu Christoph Schlingensief, Hans -Thies Lehmann, Milo Rau, ZPS und Elfriede Jelinek ist die Theater- und Politikgeschichte nach Vorbildern des Widerstands zu erforschen, sind Strategien zu entdecken, die uns heute beflügeln und ermutigen können unser Ziel.

Am Ende des Seminars, das im Sommersemester 26 fortgeführt werden soll, sollen eigene Konzepte, Ideen, Impulse entstehen. Wie würdet Ihr künstlerischen Widerstand verstehen, leben und umsetzen?


›Arbeit‹ ist eine diffuse Kategorie. Wo fängt sie an, was markiert ihr Ende? Und wie sollte Arbeit ›angemessen‹ entlohnt werden? Welche Instanzen entscheiden über den Sinn von Arbeit, wer spricht ihr jegliche Berechtigung ab? Solche Fragen werden in künstlerischen Zusammenhängen in einer besonderen Weise relevant. Eine im Arbeitsbegriff selbst anthropologisch angelegte Spannung zwischen ökonomischer Reproduktion und ideeller Sinnstiftung wird hier wirksam, die notorisch in unlösbare Widersprüche führt. Das Symposium aktualisiert diese Widersprüche mit Blick auf Aspekte des Theaters und der Performance. Dabei soll es unter anderem darum gehen, nach zukunftsweisenden Formen künstlerischer Arbeit zu suchen, die bislang nur im Modus ihrer experimentellen Erprobung zugänglich sind …


Semester: Wintersemester 2023/24

Credits: 2 Creditpoints

Semesterwochenstunden: 1,5 Semesterwochenstunden

Inhalt: ›Arbeit‹ ist eine diffuse Kategorie. Wo fängt sie an, was markiert ihr Ende? Und wie sollte Arbeit ›angemessen‹ entlohnt werden? Welche Instanzen entscheiden über den Sinn von Arbeit, wer spricht ihr jegliche Berechtigung ab? Solche Fragen werden in künstlerischen Zusammenhängen in einer besonderen Weise relevant. Eine im Arbeitsbegriff selbst anthropologisch angelegte Spannung zwischen ökonomischer Reproduktion und ideeller Sinnstiftung wird hier wirksam, die in unlösbare Widersprüche führt. Das Seminar setzt Texte der philosophischen Arbeitstheorie mit aktuellen Symptomen der theatralen Kunstproduktion in Beziehung. Dabei soll es unter anderem darum gehen, nach zukunftsweisenden und nachhaltigen Formen künstlerischer Arbeit zu suchen, die bislang nur im Modus ihrer experimentellen Erprobung zugänglich sind …

Dozent: Dr. Benjamin Sprick

Ergänzende Kommentare: Das Seminar dient unter anderem der Vorbereitung eines eintägigen künstlerisch-wissenschaftlichen Symposiums an der TAH im Februar 2024.

Ein umfangreicher Reader mit Texten sowie ein digitales Kompendium mit Beispielen aus der Theater-Praxis wird zu Beginn des Seminars via Moodle zur Verfügung gestellt.

Literatur-Empfehlungen: Lisa Herzog, Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf, Berlin Hanser 2019; Axel Honneth, Der arbeitende Souverän. Eine normative Theorie der Arbeit, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2023; Anja Lemke / Alexander Weinstock, Kunst und Arbeit. Zum Verhältnis von Ästhetik und Arbeitsanthropologie vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bielefeld: transcript 2014; Hans-Joachim Lenger, Marx zufolge. Die unmögliche Revolution, Bielefeld: transcript 2004.

Termin: Mittwochs, 14:00–15:30, Beginn: 8.11.2023

Raum: Wiesendamm – Raum 1.15 (Seminarraum 3)


Das zweisemestrige Seminar überblickt die theaterhistorischen und –ästhetischen Entwicklungen der verschiedenen Kontinente. Das Theater wird dabei immer in Bezug zu den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten gesetzt. Dies geschieht anhand der gemeinsamen Lektüre und Interpretation dramatischer und theoretischer Texte. Nach Möglichkeit wird durch Beispiele aktueller Inszenierungen der Gegenwartsbezug diskutiert.  

Voraussetzung zum Erwerb von Leistungsnachweisen sind ein Impulsreferat sowie die inhaltliche Vorbereitung der einzelnen Seminare.   

Kultisches Theater

Wir verfolgen die Entwicklung des Theaters von den Oral Performances vor der Erfindung der Schrift bis hin zu ausdifferenzierteren Formen der performativen Kunst wie der griechischen Tragödie, asiatischer Theaterformate, des indischen Sanskrit-Theaters. Die Entstehung des Theaters aus dem Kultisch-Religiösen lässt sich an den mittelalterlichen Passionsspielen Europas genauso ablesen wie am Taz‘ieh, dem schiitischen Trauerritual, das noch heute im Iran praktiziert wird.

Analyseseminar für Musiktheaterstudierende:

Analyse ausgewählter Werke oder Werkauschnitte aus den Bereichen Oper, Operette, Musical und Musiktheater

Blocktermine nach Vereinbarung