Computermusik oder Musik mit Computern lässt ihren praktischen und diskursiven Ursprung bereits in den 1970er Jahren deutlich erkennen – dies nicht zuletzt in dem Versuch György Ligetis, in Hamburg ein Institut für Computermusik zu etablieren. Ligeti war bemüht, die Forschung von der amerikanischen Westküste (Stanford) in die Hansestadt zu holen, um Europa für die technologischen und ästhetischen Entwicklungen in der zeitgenössischen Musik wieder anschlussfähig zu machen.
Zentral für die Arbeit mit Computern waren die Klang- und Struktursynthese, verschiedene Modelle der Problemlösung, generative Algorithmen, die Möglichkeiten für die musikalische Aufführungspraxis und nicht zuletzt ästhetische sowie psychoakustische Aspekte. Neben einzelnen Werken kommen im Seminar vor allem die technologischen Neuerungen und ästhetischen Diskurse verschiedener internationaler Computermusikzentren (Stanford, Utrecht oder Paris) in den 1970ern zur Sprache.
Angesichts unserer heute nahezu durchdigitalisierten Lebenswelt führen diese Diskurse letztlich auch unmittelbar an Fragen und Probleme unserer Zeit heran: Was hat der Mensch und was die Maschine gemacht? Welche generativen Potenziale haben computergestützte Ansätze für das kompositorische Schaffen? Was verstehen wir unter Kreativität? Welche ästhetische Perspektiven müssen wir für einen kritischen Blick auf diese Phänomene einnehmen?

- Dozent:in: Fabian Czolbe