Am 2. Juni diesen Jahres verstarb die finnische Komponistin Kaija Saariaho im Alter von 70 Jahren. Nach Studium in ihrem Heimatland, bildete sie sich in Freiburg bei Brian Ferneyhough und Klaus Huber weiter, bevor sie 1982 nach Paris zog, am IRCAM zu arbeiten begann, seitdem viel mit Live-Elektronik arbeitete und sich schließlich endgültig in Paris niederließ. In diesem Seminar wollen wir ausgewählte Werke insbesondere der 1980ger und 1990ger Jahre besprechen. Ihre Werke zeichnen sich durch einen ganz eigenen Umgang mit Zeit aus, den sie bisweilen mit Filmen von Tarkowski und Naturerlebnissen ihrer finnischen Heimat verglich. Im Kontemplieren von Klang, dem inneren Gestalten desselben sowie der synthèse instrumentale (dem Setzen von mit Computerhilfe analysierten Klängen für Instrumentalensembles) kann man Parallelen zum französischen Spektralismus sehen, den sie aufmerksam verfolgte und mit deren Protagonisten sie befreundet war. Gleichzeitig ist ihr Umgang mit diesen Mitteln sehr persönlich. Zwei ihrer ausdrücklichen Lieblingsinstrumente, einerseits wegen befreundeten Interpreten aber wohl auch nicht zuletzt wegen der flexiblen Klangmodulationsmöglichkeiten, sind Querflöte und Violoncello. Hier entstanden Werkserien, die uns die Möglichkeit geben, die schrittweise Entwicklung vom reinen Solowerk über Solo mit Elektronik bis hin zum Konzert mit Ensemble und Elektronik nachvollziehen zu können. Neben Musik von Saariaho sollen auch externe Einflüsse wie etwa Filme von Tarkowski oder das dichterische Werk von Saint-Jean Perse sowie Musik von Wegbegleitern wie Magnus Lindberg, Brian Ferneyhough, Gérard Grisey oder Jean-Baptiste Barrière angesprochen werden.
- Dozent:in: Sascha Lino Lemke