Das Bedürfnis, Musik aufzuzeichnen, festzuhalten und zu überliefern, hat zu vielen verschiedenen Formen und Systemen musikalischer Notation geführt. Eine Auswahl dieser Formen soll im Rahmen des Seminars historisch und interkulturell je nach Interesse der Teilnehmer/innen näher betrachtet werden. Hierzu gehören griechische und osmanische Buchstabennotationen, die chinesische Zeichen-Notation Gongche, Neumenschrift, Mensural- notation und Tabulatur oder sprachliche Notationsformen als mnemotechnische Stütze. Hinzu kommen Besonderheiten wie z. B. die Blindenmusikschrift Braille, die Piano-Roll-Notation, pädagogische Schriften, die auf eine einfache Lesbarkeit abzielen oder Notationsformen der Neuen Musik, die nur mit einer Legende zu entziffern sind. Die Betrachtung führt zu spannenden Fragen: Wie verhalten sich Notation und klangliche Realität zueinander? Was ist nachträglich notiert, und was für Zukünftiges komponiert? Auf welche Weise wird musikalische Ästhetik in Musikschriften transportiert und in wie weit sind die jeweiligen Formen der Aufzeichnung an die Kontexte der musikalischen Realisierung gebunden?
Alle diese Fragen führen nicht nur zu hoffentlich regen Diskussionen, sondern auch zum Handwerk: zu Nachschlagewerken, Literaturlisten und Fußnoten – und zu Methoden, eigene Gedanken zu sortieren, sie zu präsentieren und sie schließlich in Texten zu formulieren.