Was ist jüdische Musik? Über diese Frage wird seit Jahrhunderten diskutiert. Ein Anhaltspunkt ist die Musik der Synagoge, in der seit 2000 Jahren gesungen wird. Aber sind die Kompositionen von Salomone Rossi "jüdische Musik", weil sie für den Gottesdienst der Synagoge in Modena komponiert worden sind? Was ist dann mit der Vertonung des 92. Psalms von Franz Schubert, die der Kantor der Wiener Synagoge Salomon Sulzer in sein Sammelwerk „Schir Zion“ (zu Deutsch: Gesang Zions) aufnahm? Während der 2000-jährigen Diaspora des jüdischen Volkes entstanden weltweit unzählige Varianten synagogaler Musik, von der Thoralesung bis hin zu den populären Chorwerken mit Orgelbegleitung von Louis Lewandovskis.

Jüdische Musik sind die Musiken für dir religiösen Feste wie Pessah, Hanuka oder jüdische Hochzeiten, denn hier hier liegt der Ursprung der heute weltweit populären KLezmermusik. Klezmer ist die Volksmusik der osteuropäischen Ashkenazim, die sich über Jahrhunderte in Polen, Weißrussland, den baltischen Staaten und der Ukraine angesiedelt hatten. Seitdem diese jiddische Kultur in der Shoah vernichtet worden ist, lebt sie in Israel, den USA weiter und zwar nicht nur unter Juden sondern auch unter Nichtjuden.  Klezmer ist heute eine Genrebezeichnung für einen weltweit populären Musikstil . Klezmermusik findet seit dem 20. Jh auch Eingang in die klassische Musik des Westens: Jüdische Komponisten wie Gershwin, Bloch, Bernstein oder Weinberg haben den Melodienreichtum jüdischer Musik in ihren Kompositionen verarbeitet aber auch nichtjüdische Komponisten wie Ravel oder Schostakowitsch ließen sich durch den Melodienschatz jüdischer Volksmusik inspirieren.

Teilnehmer:innen dieses Seminars sind eingeladen an der internationalen Konferenz: Jewish Music Research teilzunehmen. Hier werden Forscher aus Israel, Frankreich und den USA mit ihren deutschen Kolleg:innen die neuesten Forschungsergebnisse im Feld Jüdische Musik präsentieren.